Schmerzen im Bereich des Handgelenkes konservativ behandeln mittels Vertikalmaus oder Schrägmaus
- Ursachen von Handgelenksschmerzen
- Diagnose: Wie untersucht der Arzt die Schmerzen im Handgelenk?
- Konservative Behandlung der Handgelenksschmerzen
- Prävention von Handgelenksschmerzen durch ergonomische Computermäuse
Schmerzen im Handgelenk können verschiedene Ursachen haben. Häufig entstehen sie durch Überlastung. Vor allem im Büro tätige Menschen sind durch die immer wiederkehrenden Bewegungsmuster beim Arbeiten mit einer Computermaus betroffen. Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes kann Handgelenksschmerzen vorbeugen. Dazu gehört neben der richtigen Sitzposition auch die Wahl der Computermaus. Mittlerweile gibt es verschiedene Formen und Modelle von Computermäusen (z. B. Vertikalmäuse). Ein Experte für Handgelenksschmerzen kann Sie bei der Auswahl unterstützen.
Ursachen von Handgelenksschmerzen
- Arthrose im Handgelenk oder Daumen
- Karpaltunnelsyndrom
- Sulcus ulnaris-Syndrom
- Loge-de-Guyon-Syndrom
- Überreizung von Sehnen, Muskeln oder Bändern (z. B. Sehnenscheidenentzündung)
Vielfältige Ursachen können zu Schmerzen an der Hand, am Handgelenk, in den Fingern und am Unterarm führen. Neben Unfällen und Traumata (z. B. Sturz) gibt es diverse Auslöser für Handgelenksschmerzen, deren Hintergründe schwieriger zu diagnostizieren sind. Vor allem überlastungsbedingte Handgelenksschmerzen zählen dazu, da verschiedene Strukturen im Handgelenk für die Schmerzen verantwortlich sein können.
Handgelenksarthrose und Rhizarthrose
Eine Arthrose im Handgelenk oder im Daumensattelgelenk (Rhizarthrose) entsteht häufig durch altersbedingten Verschleiß. Daher sind vor allem Menschen über 50 Jahren von Arthrose betroffen. Daneben können auch berufliche Anforderungen oder jahrelang ausgeübter Leistungssport (z. B. Tennis) die Entstehung einer Handgelenksarthrose begünstigen. Nicht nur schwer körperlich arbeitende Menschen sind betroffen, sondern auch Menschen mit Bürotätigkeit. Die immer wiederkehrenden Bewegungsmuster beim Arbeiten vor dem Computer belasten die Handgelenke sehr.
Eine weitere Ursache für Handgelenksarthrose sind Unfälle und Traumata (Verletzungen). Frakturen (Knochenbrüche) im Bereich des Handgelenks können zu Fehlstellungen führen, die die Knorpelfläche auf Dauer belasten.
Patienten mit Handgelenks- oder Daumenarthrose verspüren häufig nach längeren Ruhepausen Schmerzen im Handgelenk, die im Laufe der Belastung zurückgehen. Das Handgelenk kann zudem geschwollen sein. Alltägliche Bewegungen wie das Öffnen eines Schraubverschlusses werden zur Herausforderung.
Im Endstadium der Rhizarthrose oder Handgelenksarthrose ist der Knorpel im Gelenk fast vollständig abgenutzt. Die Gelenkflächen reiben schmerzhaft aneinander. Dann leiden Betroffene auch in Ruhe unter starken Schmerzen im Handgelenk.
Karpaltunnelsyndrom
Treten Schmerzen im Handgelenk und an der Handinnenseite auf, ist häufig die Einengung des Nervus medianus (Mittelarmnerv) ursächlich für die Beschwerden. Das sogenannte Karpaltunnelsyndrom betrifft vor allem Frauen mittleren Alters.
Der Karpaltunnel ist eine anatomische Struktur, die von den Handwurzelknochen und dem Ligamentum flexorum, einem Band im Bereich des Handgelenks, gebildet wird. Um sein Versorgungsgebiet zu erreichen, muss der Nervus medianus diese Engstelle passieren. Durch eine übermäßige Verdickung des Bandes oder des Bindegewebes um den Karpaltunnel kommt es zu einer Einengung des handversorgenden Nerven. Ursächlich sind neben Stoffwechselstörungen oder Traumata (Verletzungen) auch Überlastungen der Hand und des Handgelenks. Als Reaktion auf den Stress bildet der Körper vermehrt Bindegewebe. Dies kann schon durch leichte Bürotätigkeiten ausgelöst werden.
Handgelenksschmerzen, Taubheitsgefühle und Kribbeln in Händen und Fingern sind mögliche Symptome des Nervenkompressionssyndroms. Alltagstätigkeiten sind aufgrund eines Kraftverlusts in der betroffenen Hand häufig erschwert.
Operation des Karpaltunnelsyndroms
Sulcus ulnaris-Syndrom/Loge-de-Guyon-Syndrom
Neben dem Nervus medianus zählt der Nervus ulnaris zu den wichtigsten handversorgenden Nerven. Er verläuft an der Außenseite des Handgelenks und versorgt die äußeren Finger und die Beugemuskulatur der Hand. Es gibt mehrere Stellen, an denen es zu einer Einklemmung des Ulnarisnervs kommen kann. Neben einer Engstelle am Ellenbogen (Sulcus ulnaris) finden sich auch in der Anatomie des Handgelenks Passagen, in denen der Nerv durch das Zusammentreffen von Knochen und Bändern leicht komprimiert werden kann (Loge-de-Guyon-Syndrom).
Wiederholte Bewegungen oder eine verkrampfte Arbeitshaltung überlasten den Nerv dauerhaft. Eine rheumatoide Arthritis kann das Nervenkompressionssyndrom ebenfalls begünstigen.
Die auftretenden Schmerzen betreffen vor allem den äußeren Bereich des Handgelenks sowie den Ringfinger und den kleinen Finger. Zudem können Missempfindungen entstehen.
Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes kann bereits ausreichen, um die Beschwerden des Ulnarisnervsyndroms abklingen zu lassen. Zudem helfen entzündungshemmende Medikamente gegen Schmerzen und Schwellungen.
Überreizung von Sehnen, Muskeln und Bändern
Schmerzen im Handgelenk, an der Hand und am Unterarm entstehen häufig überlastungsbedingt. Vor allem an den Weichteilen kommt es zu Überreizungen. Schleimbeutel, Sehnen oder Sehnenscheiden, die dauerhaft am harten Knochen oder an anderen Strukturen entlangreiben, können sich schmerzhaft entzünden. Insbesondere die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) im Bereich des Unterarms tritt häufig als Reaktion auf Überlastung durch bestimmte Sportarten, körperliche Arbeit oder einen ungünstig eingerichteten Arbeitsplatz mit dauerhafter einseitiger Belastung auf.
Die Sehnen schwellen an und der Bereich zwischen Sehne und Sehnenscheide verengt sich. Durch die Reibung verstärkt sich die Entzündung. Greifbewegungen der Hand werden schmerzhaft und der betroffene Bereich ist häufig gerötet und überwärmt. Eine konsequente Ruhigstellung des Arms und des Handgelenks mittels Orthese in Kombination mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln (NSAR = nichtsteroidale Antirheumatika) hilft gegen die Beschwerden.
Diagnose: Wie untersucht der Arzt die Schmerzen im Handgelenk?
Ein komplexer Apparat aus Sehnen, Muskeln, Bändern und Knochen ist für die vielfältigen Funktionen des Handgelenks verantwortlich. Wie Zahnräder in einer Schweizer Uhr greifen die einzelnen Strukturen ineinander und ermöglichen die zahlreichen differenzierten Bewegungen der Hand und der Finger. Fällt eine dieser Strukturen aus, hat das Folgen für das gesamte Handgelenk.
Aufgrund der anatomischen Komplexität des Handgelenks gestaltet sich die Diagnose von Handgelenksschmerzen häufig schwierig. Unterschiedliche Erkrankungen und Beschwerdebilder können für Handgelenksschmerzen verantwortlich sein. In einer gründlichen körperlichen Untersuchung prüft der Arzt daher alle Funktionen des Handgelenks und versucht, die Handgelenksschmerzen genau zu lokalisieren. Eine umfassende Anamnese (Krankengeschichte), in der der Arzt Fragen zu Beruf und Lebensumständen des Patienten stellt, hilft ihm dabei. Vor allem die Situation am Arbeitsplatz und handgelenkbelastende Hobbys sind interessant für den Handgelenksspezialisten.
Nach der klinischen Untersuchung hat der Arzt sich ein Bild von den Beschwerden gemacht und stellt eine erste Verdachtsdiagnose. Um diese zu bestätigen, stehen ihm zahlreiche diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Ultraschall kann er die Situation von Sehnen, Muskeln und Bändern genau beurteilen. Auf dem Röntgenbild erkennt er, ob eine Handgelenksarthrose oder Rhizarthrose (Daumensattelgelenksarthrose) ursächlich für die Schmerzen ist. Aufgrund des fehlenden Knorpels ist der Gelenkspalt in der Bildgebung verschmälert dargestellt. Sehr detailreiche Darstellungen der Anatomie am Handgelenk ermöglichen MRT-Aufnahmen (Magnetresonanztomografie).
Konservative Behandlung der Handgelenksschmerzen
Die Behandlung von Handgelenksschmerzen richtet sich immer nach der Ursache der Beschwerden. Folglich erfordert beispielsweise eine knöcherne Verletzung andere Maßnahmen als eine Überlastung. Bei traumatischen Verletzungen wie einer Radiusfraktur kommen die konservativen Behandlungsmöglichkeiten schnell an ihre Grenzen. Oftmals müssen solche Knochenbrüche operativ reponiert (gerichtet) werden.
Die meisten Auslöser von Schmerzen im Handgelenk können Sie hingegen in vielen Fällen selbst behandeln. Bei akuten Entzündungen ist eine Ruhigstellung in Kombination mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln indiziert. Wirkstoffe wie Diclofenac können als Salbe oder Gel lokal auf die Haut aufgetragen werden, wodurch sich die Gefahr von Nebenwirkungen reduziert. Diese Maßnahmen wirken dem Entzündungsprozess entgegen, sodass die Handgelenksschmerzen nachlassen, sobald der Auslöser für die Überlastung ausgeschaltet wurde. Kühlung hilft ebenfalls gegen Schmerzen und Schwellung.
Kehrt der Patient nach der Ruhigstellungsphase wieder in alte Verhaltensmuster zurück, können die Strukturen am Handgelenk allerdings relativ schnell erneut überreizen. Physiotherapie und gezielte Dehnungs- und Muskelübungen stärken das Handgelenk und beugen überlastungsbedingten Handgelenksschmerzen vor.
Prävention von Handgelenksschmerzen mit ergonomischen Computermäusen
Insbesondere bei der Bewältigung von Alltagstätigkeiten wie der Arbeit vor dem Computer belasten wir unser Handgelenk sehr. Die monotonen und immer gleichbleibenden Bewegungen führen zu Reizungen an Muskeln, Sehnen, Bändern und Weichteilen. Diese Beschwerden können schnell chronisch werden, wenn ungünstige Bewegungsmuster beibehalten werden und die Belastung nicht reduziert wird. Man spricht dann von einem RSI-Syndrom (Repetitive-Strain-Injury-Syndrom). Dies kann neben dem Handgelenk auch den kompletten Arm und die Schulter betreffen.
Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes beugt solchen überlastungsbedingten Schmerzen und Verspannungen vor, indem wiederholte monotone Belastungen reduziert werden. Vor allem die Armhaltung spielt eine große Rolle bei der Entstehung von chronischen Belastungsschmerzen im Handgelenk. Der Schreibtisch sollte also die richtige Höhe haben und der Bürostuhl höhenverstellbar sein, um eine angenehme Positionierung der Arme und Schultern zu erreichen.
Auch auf die Auswahl der Computermaus sollten Sie großen Wert legen. Es gibt verschiedene Formen und Modelle ergonomischer Computermäuse, die unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Ein Mauspad mit Unterarmauflage ist ebenfalls empfehlenswert, da es das Handgelenk in eine neutrale Stellung bringt.
Die vertikale Maus
Die horizontale Ausrichtung der Hand beim Arbeiten mit einer Standardmaus belastet die Muskeln und Sehnen der Hand, des Handgelenks und des Unterarmes sehr. Dies kann muskuloskelettale Schmerzen oder auch ein Karpaltunnelsyndrom begünstigen. Eine leichte Kippung der Hand nach außen entspricht einer neutralen Stellung und strengt das Handgelenk bei weitem nicht so sehr an.
Ein Grund dafür könnte die Stellung der Membrana interossea antebrachii sein, eine zwischen Elle (Ulna) und Speiche (Radius) liegende Membran aus Bindegewebe. Sie dient zahlreichen Unterarmmuskeln als Ansatzfläche. Da das Handgelenk beim Einsatz einer Standardmaus einwärtsgedreht ist, überkreuzen sich Ulna und Radius. Dies führt dazu, dass die Membran schlaff ist, wodurch es zu Beschwerden an den Unterarmmuskeln kommen kann. Der Einsatz einer Vertikalmaus bringt das Handgelenk in eine neutrale Stellung und die interossäre Membran auf Spannung, da sich der Abstand zwischen den Außenflächen der Knochen vergrößert. Dies entlastet die Unterarmmuskeln (Narain et al. 2010).
Daher vermutet man, dass der Einsatz von sogenannten vertikalen Mäusen Handgelenksschmerzen reduzieren kann. Auch die Joystick- bzw. Hochkantmaus zählt in diese Kategorie, da sie die Hand ebenfalls vertikal ausrichtet. Zudem entlastet sie die gesamte Hand und die Finger.
Die Drehung des Handgelenks um bis zu 90° verringert den Muskeltonus der Handgelenksmuskeln und beugt so Reizungen und Verspannungen vor. Dabei gibt es verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Neigungswinkeln. Einige vertikale Mäuse bringen das Handgelenk nur in eine 45°-Stellung. Viele Patienten mit Handgelenksschmerzen berichten, dass sie diese halbgeneigte Position des Handgelenks als angenehm empfinden. Diese Bauart von Mäusen nennt man “Slanted Mouse”, auf deutsch auch “schräge” oder “angeschrägte Maus” bzw. “Schrägmaus”.
Eine Studie aus dem Jahr 2013 stützt diese Vermutungen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sowohl die Muskelspannung des radialen (daumenseitigen) Handstreckers als auch die Muskelspannung des für die Fingerstreckung verantwortlichen Muskels beim Einsatz der Vertikalmaus im Vergleich zur Standardmaus reduziert waren (Quemelo/Ramos Vieira 2013). Eine andere Untersuchung bestätigt, dass der Einsatz von vertikalen Computermäusen bestehende Handgelenksschmerzen lindern kann (Aaras/Ro/Thoresen).
Weitere Alternativen zur Standardmaus
Neben der vertikalen und schrägen Maus gibt es weitere Alternativen zur Standardmaus. Beispielsweise bieten Notebooks die Möglichkeit, den Cursor über das eingebaute Touchpad zu bedienen. Da die Bedienung des Touchpads in der Körpermitte stattfindet, ist die Armhaltung neutral. Der Arm muss nicht wie bei der Arbeit mit einer Standardmaus nach außen abgespreizt werden. Vor allem die Schulter profitiert von dieser Arbeitshaltung.
Bei Beschwerden im Handgelenk ist das Touchpad allerdings eher nicht zu empfehlen. Zwar wird das Handgelenk im Vergleich zur Mausarbeit weniger nach rechts und links bewegt, allerdings liegt der Handballen niedriger auf als die Finger. Es kommt zu einem Abknicken des Handgelenks, was Handgelenksschmerzen begünstigen kann. Außerdem müssen Hand und Finger während der Arbeit immer wieder angehoben werden.
Ähnliche Probleme entstehen beim Einsatz eines Trackballs, der wie das Touchpad in der Mitte der Tastatur eines Notebooks angebracht ist. Die Steuerung der Maus erfolgt über eine Kugel.
Fazit:Als kurzfristige Lösung für unterwegs bieten das Touchpad bzw. der Trackball gute Alternativen zur Computermaus. Sie beanspruchen andere Muskelgruppen und können daher beispielsweise im Wechsel mit einer vertikalen oder schrägen Maus eingesetzt werden. Für den dauerhaften und ausschließlichen Einsatz sind Touchpad und Trackball allerdings eher ungeeignet.
Die vertikale und schräge Maus bieten hingegen gute Alternativen zur Standardmaus. Letztlich muss jeder Patient durch Ausprobieren der verschiedenen Mausarten die für ihn optimale Variante finden.
Literaturangaben:
- Aaras, A., Ro, Ola & Thoresen, Magne (1999): Can a more neutral position of the forearm when operating a computer mouse reduce the pain level for visual display unit operators? A prospective epidemiological intervention study, International Journal of Human-Computer Interaction, 11(2), 79–94.
- Narain, F. et al. (2010): Bony Characteristics Determine the Behaviour of the Interosseous Membrane (IOM) During Supination, Neutral Position, and Pronation of the Forearm.
- Quemelo, Paulo R. V. & Ramos Vieira, Edgar (2013): Biomechanics and performance when using a standard and a vertical computer mouse, Ergonomics, 58(8), 1336–1344.