Tropfnasse Achseln, glitschige Hände: So dämmt man die Hyperhidrose ein

Hyperhidrose unter den Achseln.

Menschen mit Hyperhidrose schwitzen vermehrt, was sich besonders an den Händen und unter den Achseln unangenehm bemerkbar macht. © Slam, Adobe

Bei einer Hyperhidrose produzieren die Schweißdrüsen übermäßig viel Schweiß – und das ohne einen äußeren Grund wie heiße Temperaturen oder anstrengende körperliche Aktivität. Dieses übermäßige und unkontrollierte Schwitzen belastet die Betroffenen sehr. Jedes Händeschütteln ist peinlich, Bewerbungsgespräche werden zur Qual und der täglich mehrfache Wechsel durchnässter Kleidungsstücke stört den Alltag erheblich. Spezielle schweißhemmende Cremes und Deos können helfen, auch Reizstrom ist eine Option. Doch oft schaffen konservative Maßnahmen nicht, die überstarke Schweissproduktion einzudämmen. Dann bieten zwei bewährte und wirksame Verfahren Abhilfe: Die Behandlung mit Botox und die minimal-invasive Entfernung der Schweißdrüsen mittels Saugkürettage.

Was ist eine Hyperhidrose und wie macht sie sich bemerkbar?

Hyperhidrose an der Hand

Eine Hyperhidrose betrifft nicht nur die Achselhöhlen. Auch das vermehrt Schwitzen der Hände und Füße kann ein lästiges Symptom bei dieser Erkrankung sein. © leungchopan, Adobe

Schwitzen ist eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Mit großer Bedeutung für den Körper: Steigt die Körpertemperatur auf mehr als 37° C, wird die Schweißabsonderung angekurbelt. Durch Verdunsten auf der Haut geht Wärme verloren, wodurch die Körpertemperatur reguliert und eine Überhitzung verhindert wird. Daneben hilft Schwitzen dabei, schädliche Stoffe über die Haut zu entsorgen und eine Hautbarriere gegen Bakterien auszubilden. Damit das alles gut klappt, produziert der menschliche Körper zwei bis vier Liter Schweiß am Tag. Bei körperlicher Knochenarbeit in Gluthitze kann sich das sogar auf bis zu 15 Liter steigern.

Eine Hyperhidrose (griech. hyper „zu viel“, hydros „Wasser“) zeichnet sich dadurch aus, dass die Schweißproduktion übermäßig stark und meist auch unkontrollierbar ist. Der Betroffene schwitzt unabhängig von der Körpertemperatur und äußeren Faktoren. In Deutschland leiden etwa 1 bis 2 % der Menschen daran, Frauen und Männer in etwa gleich häufig.

Das Ausmaß variiert stark. So kann der gesamte Körper von der verstärkten Schweißproduktion betroffen sein. Häufiger tritt das exzessive Schwitzen aber an bestimmten Körperteilen auf, vor allem am Kopf, an den Händen und Füßen und unter den Achseln. Auch die Schweißmenge unterscheidet sich von Fall zu Fall. Bei manchen ist die Hyperhidrose noch erträglich. Andere müssen mehrmals am Tag ihr Hemd wechseln, weil es innerhalb kürzester Zeit tropfnass ist.

Folgen für die Psyche und die Haut

Eine ausgeprägte Hyperhidrose ist meist mit einer extremen psychischen Belastung verbunden. Große Schweißflecken unter den Achseln und tropfnasse Hände bei einer Begrüßung können Alltag und Berufsleben zur Qual werden lassen. Das ständige Kleiderwechseln und der manchmal unangenehme Körpergeruch beeinträchtigen das Leben zusätzlich. Scham und Angst führen dazu, dass Menschen mit Hyperhidrose soziale Kontakte meiden und beruflich Probleme bekommen. In der Folge können sich Angststörungen und Depressionen entwickeln.

Auch körperlich hat eine Hyperhidrose Auswirkungen. Die ständige Feuchtigkeit kann zu Aufweichung und Rissen an der Haut führen. Das tut nicht nur weh, es begünstigt auch Infektionen mit Bakterien und Pilzen. Sind die Füße betroffen, droht beispielsweise Fußpilz. An Stellen, wo die Haut reibt, entwickeln sich zudem leicht Ekzeme. Bei sehr starkem Schwitzen ist es sogar möglich, dass der Körper über den Schweiß zu viele Elektrolyte verliert und austrocknet (dehydriert).

Was sind die Ursachen von Hyperhidrose?

Schematische Abbildung von Genen

Bei einer primären Hyperhidrose haben wahrscheinlich Gene ihre Hand im Spiel. © BillionPhotos.com, Adobe

Bei Hyperhidrose werden zwei Formen unterschieden. Die häufigere primäre Hyperhidrose tritt ohne jeden erkennbaren Grund auf und wird deshalb auch idiopathische Hyperhidrose genannt. Die Erkrankung beginnt meist schon im Kindes- oder Jugendalter, manchmal wächst sie sich im jungen Erwachsenenalter wieder aus. Oft sind Familienmitglieder betroffen, was auf eine genetische Veranlagung schließen lässt.

Typisch für die primäre Hyperhidrose ist, dass nur in bestimmten Bereichen vermehrt geschwitzt wird – und zwar in den Achselhöhlen, an Handflächen und Fußsohlen, an der Stirn, am Kopf oder im Leistenbereich. Dabei sind die dortigen Schweißdrüsen nicht etwa vermehrt oder vergrößert: Sie produzieren und sezernieren mehr Schweiß, weil sie durch das vegetative Nervensystem übermäßig stimuliert werden.

Die sekundäre Hyperhidrose entsteht u.a. aufgrund von internistischen Erkrankungen. Dazu gehören die Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen und Krebs. Auch neurologische Störungen wie Parkinson oder Nervenschäden können übermäßiges Schwitzen hervorrufen. Hormonelle Veränderungen wie in den Wechseljahren und während der Schwangerschaft sind ebenfalls Auslöser einer Hyperhidrose, gleiches gilt für Angst und Stress. Neben Erkrankungen kann zudem die Einnahme von Medikamenten (u.a. Hormone, Psychopharmaka, Kortison, Schmerzmittel) zu vermehrtem Schwitzen führen. Auch Drogen- oder Alkoholmissbrauch sind bekannt dafür, dass sie die Schweißproduktion antreiben.

Welche Diagnostik betreibt der Arzt bei Hyperhidrose?

Hyperhidrose Diagnostik Checkliste

Das Ausmaß der Folgen einer Hyperhidrose auf Psyche und Alltag kann man gut mit speziellen Fragebogen beurteilen. ©otello-stpdc, Adobe

Zunächst erhebt der Arzt eine ausführliche Anamnese, in der der Patient seine Beschwerden schildert. Er fragt nach Ausmaß des Schwitzens, nach eventuellen Auslösern und danach, wie stark das Schwitzen den Alltag beeinträchtigt. Wichtig sind auch Vorerkrankungen und welche Medikamente eingenommen werden. Bei Verdacht auf eine sekundäre Hyperhidrose wird die entsprechende Diagnostik eingeleitet (Labor- und Ultraschalluntersuchungen, neurologische Tests).

Bei der primären Hyperhidrose stellt der Arzt den Schweregrad fest. Dies ist nicht nur für die Auswahl der Therapie wichtig. Eine wiederholte Evaluierung ermöglicht auch festzustellen, ob sich das Schwitzen durch eine Behandlung verbessert.

  • Bei der leichten Hyperhidrose (Grad I) ist die Haut an den betroffenen Stellen feuchter als normal, die Schwitzflecken unter den Achseln erreichen einen Durchmesser bis zu 10 cm.
  • Die mäßig starke Hyperhidrose (Grad II) zeichnet sich durch Schwitzflecken bis 20 cm aus, Handflächen und Fußsohlen schwitzen vermehrt.
  • Bei der starken Hyperhidrose (Grad III) tropft der Schweiß regelrecht ab. Die Schwitzflecken überragen den Durchmesser von 20 cm. Geschwitzt wird nicht nur an Sohle und Handinnenfläche, sondern auch an den Rückseiten von Fingern und Zehen und am seitlichen Rand von Händen und Füßen.

Um das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen, macht der Patient Angaben zur Lebensqualität und dazu, wie sehr das Schwitzen seinen Alltag einschränkt. Dafür gibt es entsprechende Skalen wie z. B. die Hyperhidrosis Disease Severity Scale (HDSS).

Das Schwitzen selbst kann der Arzt anhand der zwei folgenden Tests objektivieren:

Mit dem Jod-Stärke-Test lässt sich das betroffene Areal ganz genau bestimmen. Dazu trägt der Arzt Jodlösung auf die verdächtigen Bereiche auf und bestäubt diese dann mit Stärkepuder. Dort, wo geschwitzt wird, wird der Bereich dunkel.

Die Gravimetrie dient dazu, die Schweißmenge pro Zeiteinheit zu messen. Der in einem bestimmten Körperareal abgegebene Schweiß wird über 5 Minuten hinweg in einem Filterpapier aufgenommen und mit einer Ultrafeinwaage gewogen. Diese aufwändige Methode ist vor allem für Studien geeignet, in der Praxis kommt sie seltener zum Einsatz.

Wie kann man eine Hyperhidrose behandeln?

Junge Frau vor dem Spiegel trägt aluminiumhaltige Creme auf

Aluminiumhaltige Cremes helfen meist nur bei leichter Hyperhidrose. In ausgeprägten Fällen empfehlen Experten eine Botox-Behandlung oder eine Saugkürettage. © Space_Cat, Adobe

Bei der sekundären Hyperhidrose lässt sich die Schweißbildung oft eindämmen, indem man die zugrundeliegende Erkrankung behandelt oder die Medikamente umstellt. Für die primäre Hyperhidrose gibt es je nach Ort des Schwitzens verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die sich in ihrer Effektivität stark unterscheiden.

  • lokale Präparate (Deoroller und Deocremes)
  • systemische (innere) Therapie mit Anticholinergika
  • Leitungswasser-Iontophorese (für Hyperhidrose von Händen und Füßen)
  • Botox-Injektionen (zugelassen für Achselhöhlen; Hände, Füße und Kopf off label)
  • Ultraschall, Radiofrequenz, Laser oder Mikrowellen (Achselhöhlen)
  • chirurgische Schweißdrüsenentfernung, z.B. mittels Saugkürettage oder Exzision (Achselhöhlen)
  • Sympathektomie (Operation am Truncus sympathicus, dem aus über 20 autonomen Nervenganglien bestehenden Grenzstrang neben der Wirbelsäule )

Lokale und systemische Therapie

In leichteren Fällen einer primären Hyperhidrose können konservative Methoden helfen. An erster Stelle werden Deoroller und Deocremes mit Aluminiumsalzen empfohlen. Sie bilden eine Art Propfen in den Ausführungsgängen der Schweißdrüsen und verschließen sie so vorübergehend. Die Präparate sollten nachts aufgetragen werden, da die Patienten mit primärer Hyperhidrose nachts meist nicht schwitzen und die Salze so besser aufgenommen werden. Im Achselbereich raten Experten dazu, Produkte auf wässriger statt alkoholischer Basis zu verwenden, das reizt die Haut weniger. Bis bei dieser Therapie die Wirkung eintritt, kann es mehrere Wochen dauern – es ist also Geduld gefragt.

Ein weiteres lokales Mittel ist das Anticholinergikum Glycopyrroniumbromid, das man als Creme aufträgt. Auch Gerbsäure wird immer wieder eingesetzt, zu deren Effekt gibt es allerdings keine kontrollierten Studien.

In ausgeprägten Fällen verschreibt der Arzt manchmal Tabletten, die über das Nervensystem die Schweißproduktion eindämmen. Dabei handelt es sich um Anticholinergika oder Psychopharmaka mit anticholinerger Wirkung. Aufgrund der zahlreichen möglichen Nebenwirkungen rät man von einer Dauertherapie ab. Die Präparate können aber in schweißtreibenden Situationen wie Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen nützlich sein, um die Schweißproduktion für einige Stunden zu reduzieren.

Ebenfalls systemisch (also von innen her) sollen Salbeiextrakte wirken. Auch für diese Therapie gibt es keine kontrollierten Studien. Die Mehrzahl der Patienten mit Hyperhidrose berichtet von einem oft nur geringen bis gar nicht vorhandenen Effekt.

Leitungswasser-Iontophorese

Bei einer Hyperhidrose an Händen oder Füßen ist die Leitungswasser-Iontophorese eine Option. Diese regelmäßigen Stromwasserbäder können die Beschwerden lindern, sind aber recht aufwändig. Zu Beginn muss die Behandlung mehrmals pro Woche für 20 bis 30 Minuten durchgeführt werden, nach Eintritt eines Effekts reichen ein bis zwei Iontophoresen pro Woche.

Radiofrequenz, Mikrowellen, Laser und Ultraschall

Mit diesen neueren Verfahren versucht man, die Schweißdrüsen thermisch zu zerstören und dadurch das Ausmaß der Hyperhidrose zu reduzieren. Die Wirkung ist nicht selektiv, d.h., auch andere Strukturen der Haut werden geschädigt – z.B. auch Nerven. Deshalb werden thermische Methoden bisher nur für die Achselhöhle angeboten.

Alle vier Methoden scheinen die Schweißbildung zu reduzieren, die Datenlage ist aufgrund fehlender kontrollierter Studien jedoch dürftig. Bei allen Verfahren können Schweißdrüsen bestehen bleiben und erneut zu Schwitzen führen. Radiofrequenztherapie und Mikrowellen haben zudem den Nachteil, dass mit ihrer Anwendung auch in der Achselhöhle erhebliche begleitende Schäden von Nerven und Fettgewebe ausgelöst werden können. Das gilt insbesondere, wenn die Patienten sehr schlank sind.

Sympathektomie

Ein recht aufwändiges Verfahren ist die Sympathektomie. Dabei werden Bereiche des vegetativen Nervensystems im Brustkorb operativ ausgeschaltet. Es gibt zahlreiche Varianten der Methode, die je nach Lokalisation empfohlen werden. Ein Nachteil ist unter anderem das kompensatorische Schwitzen, das bis zu 60 % der sympathektomierten Patienten ausbilden. Das bedeutet, dass als Reaktion auf die operative Unterbrechung der Schweißproduktion im behandelten Gebiet woanders der Schweiß vermehrt läuft, vor allem am Rücken, Bauch oder Gesäß. Die Sympathektomie steht laut Leitlinie nicht an vorderer Stelle bei der Behandlung der Hyperhidrose, Für und Wider müssen im Einzelfall streng abgewogen werden.

Botox und Saug-Kürettage: Zwei starke Helfer gegen den Schweiß

Behandlung von Hyperhidrose an den Achseln

Zur Behandlung der Hyperhidrose injiziert der Arzt 20 bis 30 kleine Portionen Botulinumtoxin in die Achselhöhle. © Vegengeim, Adobe

Langfristig bewährt haben sich bisher zwei Verfahren zur Behandlung der Hyperhidrose. Die Injektion von Botox und die Saugkürettage zur Entfernung der Schweißdrüsen. Bei Patienten, denen die lokale konservative Therapie nicht ausreichend hilft, rät man meist erst zu einer Behandlung mit Botox. Die große Mehrzahl der Betroffenen ist damit zufrieden. Reicht Botox nicht aus, ist die Saugkürettage eine gute Option.

Die früher oft eingesetzte Schweißdrüsenexzision wird heute nur noch in Einzelfällen empfohlen. Nach dem radikalen Herausschneiden (Exzidieren) des schweißdrüsentragenden Bereichs in der Achselhöhle bleiben meist ausgedehnte Narben zurück. In der Folge kommt es oft zu kosmetisch störenden Narbenwucherungen oder die Narben ziehen sich zusammen (kontrahieren) und bereiten dadurch Probleme. Zudem kann auch bei dieser radikalen Methode nicht ausgeschlossen werden, dass ein Restschwitzen zurückbleibt.

Wie sieht die Behandlung der Hyperhidrose mit Botox aus?

Das Nervengift Botulinumtoxin A („Botox“) hemmt den aus den Nerven freigesetzten Botenstoff Acetylcholin daran, die Schweißdrüsen zu aktivieren. Dadurch wird die Schweißproduktion deutlich vermindert. Für die Hyperhidrose der Achselhöhlen ist die Botox-Therapie explizit zugelassen. Sie hilft aber auch bei der Hyperhidrose von Händen und Füßen und wird aufgrund der überzeugenden Daten auch dort gerne angewendet. Das geschieht dann „off label“, worüber der Arzt den Patienten im Vorfeld aufklären muss.

Bei der Behandlung spritzt der Arzt mit einer sehr feinen Nadel im Bereich der Achselhöhle an 20 bis 30 Punkten Botox in definierte Punkte. Hände und Füße werden meist lokal betäubt, dort sind etwa 40 Injektionen pro Hand oder Fuß erforderlich. Die Wirkung hält etwa vier bis sechs Monate an, oft bleibt die Schweißproduktion auch länger gedrosselt. Bei regelmäßiger Behandlung kommen die Patienten meist zweimal pro Jahr in die Praxis.

Risiken und Nebenwirkungen bei der Botox-Behandlung

Schwere Nebenwirkungen durch die Therapie sind nicht bekannt. Sehr selten kommt es zu einer vorübergehenden Abschwächung der Handmuskulatur. Patienten, die feinmotorisch tätig sind, müssen dies vor der Behandlung wissen. Bei ihnen kann man zur Sicherheit auch einzelne Bereiche aussparen, z. B. die Haut über dem Daumenballen oder an der seitlichen Handkante.

Akute Nebenwirkungen wie Infektionen oder Blutungen an der Einstichstelle sind möglich, aber extrem selten. Vorübergehende Gefühlsstörungen sind ebenso selten, bessern sich aber mit Nachlassen der Botox-Wirkung wieder.

Injektionen können u.a. Allergien, Unverträglichkeiten, Juckreiz oder Schwindel auslösen. Das ist auch bei der Therapie mit Botox möglich. Über diese höchst seltenen Komplikationen klärt der Arzt die Patienten im Aufklärungsgespräch gründlich auf.

Wie sieht die Behandlung der Hyperhidrose mit der Saugkürettage aus?

Die subkutane Saugkürettage ist eine minimal-invasive Methode und verläuft in örtlicher Betäubung oder auf Wunsch des Patienten auch in Dämmerschlaf oder Vollnarkose. Sie wird nur bei der axillären Hyperhidrose eingesetzt. Um die Haut vom darunter liegenden Gewebe abzuheben, spritzt der Arzt eine große Menge hoch verdünntes Betäubungsmittel knapp unter die Haut. Dann schabt und saugt der Arzt die Schweißdrüsen mit Küretten und Saugkanülen ab. Die Wunde wird mit einer feinen Naht verschlossen. Die entstehende Narbe ist langfristig meist nicht sichtbar.

Der Eingriff dauert je nach erforderlichem Aufwand etwa eine Stunde. Danach erhält der Patient einen Kompressionsverband. Der Arm soll für zwei bis drei Tage geschont und möglichst wenig bewegt werden. Die Arbeitsfähigkeit hängt von der Tätigkeit ab, im Einzelfall schreibt der Arzt den Patienten auch länger als drei Tage krank.

Risiken und Komplikationen bei der Saugkürettage

Wie bei allen chirurgischen Behandlungen gibt es auch bei der Saugkürettage gewisse (seltene) Risiken. Durch eine Verletzung von Hautnerven kann es zu Gefühlsstörungen in der Achselhöhle und am Arm kommen. Diese bilden sich jedoch nach einigen Monaten meist zurück.

Selten sind Wundinfektionen, die je nach Ausmaß mit Antibiotika oder mit Eröffnung der Naht behandelt werden können. Sehr selten kommt es durch Verletzung von Blutgefäßen zu Nachbluten, was extrem selten die Gabe von Bluttransfusionen erfordert. Die Verletzung von Lymphgefäßen kann zu einer vorübergehenden Schwellung durch die Ansammlung von Lymphflüssigkeit führen.

Bei Veranlagung oder Wundheilungsstörungen kann es zu Narbenwucherungen (Keloide) kommen. Wenn sie zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen, ist eventuell ein Zweiteingriff zur Korrektur nötig.


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Häufig gestellt Fragen zur Hyperhidrose

Wer ist der richtige Ansprechpartner für die operative Therapie bei Hyperhidrose?

Die operative Entfernung der Schweißdrüsen darf von Fachärzten für Dermatologie und von Fachärzten für Plastische und Ästhetische Chirurgie durchgeführt werden. Es ist wichtig, sich einen Behandler mit größtmöglicher Expertise auf diesem Gebiet zu suchen.

Was kostet die operative Behandlung?

Eine Behandlung mit Botox kostet abhängig von der individuell erforderlichen Botox-Menge ca. 400 bis 1.000 Euro. Die Schweißdrüsenabsaugung beläuft sich meist auf ca. 2.000 bis 3.000 Euro.

Übernehmen die Kassen die Kosten für die Behandlung?

Ob die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen, hängt vom Ausmaß der Erkrankung ab. Meist erfolgt eine Kostenübernahme nur in schweren Fällen. Auf jeden Fall muss dies im Vorfeld individuell mit der Kasse geklärt werden. Dies gilt auch, wenn man privat versichert ist.

Wie lange wirkt die Botox-Therapie bei Hyperhidrose?

Die Dauer der Wirkung kann variieren. Meist beträgt sie etwa vier bis sechs Monate, häufig auch länger.

Wirkt Botox bei allen Hyperhidrose-Patienten?

Nein, selten gibt es Patienten, bei denen die Botox-Injektion wirkungslos ist. Diese haben meist Antikörper gegen das Toxin im Blut. Das kommt allerdings extrem selten vor.

Darf die Botox-Therapie bei allen Patienten durchgeführt werden?

Botox-Injektionen sind nicht bei allen Patienten möglich. Liegen neuromuskuläre Erkrankungen wie z. B. eine Myasthenie vor, ist Botox kontraindiziert. Ebenso sollten Schwangere und stillende Frauen kein Botox erhalten, da das Nervengift in den Blutkreislauf des Kindes übertreten kann. Blutgerinnungsstörungen und Allergien gegen Botox oder sonstige Inhaltsstoffe stellen ebenfalls eine Kontraindikation für die Behandlung dar.

Wie erfolgreich ist eine Saugkürettage bei Hyperhidrose?

Die operativen Verfahren haben bei der Hyperhidrose die größten Erfolgschancen, die Schweißproduktion langfristig einzudämmen. Es gibt allerdings keine Studien, die dazu verlässliche Zahlen bereithalten. Experten gehen davon aus, dass es bei 80 bis 90 % der Patienten zu einer dauerhaften Verminderung des Schwitzens kommt. In 5 bis 10 % der Fälle kommt es zum Rezidiv, d. h., das vermehrte Schwitzen beginnt erneut. Dies lässt sich meist mit einer zweiten Operation behandeln.


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Literatur zur Hyperhidrose

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Dr. Günther Riedel, Facharzt für Plastische Chirurgie, Handchirurgie

Dr. med. Günther Riedel
Privatärztliche Praxis für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie

Marktstraße 21 (Eingang über Grabenstraße)
65183 Wiesbaden
Tel.: 0611-971 404 94

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Zusatzbezeichnung Handchirurgie
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