Gynäkomastie behandeln: So wird die Brust wieder männlich
- Was ist eine Gynäkomastie oder „Männerbrust“?
- Ursachen: Wie entsteht eine Gynäkomastie?
- Wie wird die Gynäkomastie diagnostiziert?
- Wie wird eine Gynäkomastie behandelt?
- Gynäkomastie – so wird operiert
- Nach der Operation – darauf muss man achten
- Risiken und Komplikation bei der operativen Behandlung einer Gynäkomastie
- Häufig gestellte Fragen zur Gynäkomastie
Ein männlich aussehender Oberkörper ist der Wunschtraum vieler Männer. Doch etliche Männer leiden darunter, dass sich ihre Brust vergrößert und der einer Frau ähnelt. Eine solche Männerbrust – fachlich Gynäkomastie genannt – kommt relativ häufig vor. Die Ursachen reichen von genetischer Veranlagung über Hormonstörungen bis zum Anabolikamissbrauch. Bei starkem Leidensdruck oder Beschwerden wie Schmerzen und Spannungsgefühl kann eine Operation helfen, das männliche Brustrelief wieder herzustellen.
Was ist eine Gynäkomastie oder Männerbrust?
Unter einer Gynäkomastie versteht man die Schwellung der Brustdrüse beim männlichen Geschlecht. In der Folge sieht die Brust des betroffenen Mannes aus wie die Brust einer Frau. Daher kommt auch der aus dem Griechischen stammende Name (gyne = Frau, mastos = Brust). Die Vergrößerung der Brust kann ein- und doppelseitig auftreten.
Die Gynäkomastie oder Männerbrust wird in zwei Formen unterteilt: Die echte Gynäkomastie ist mit einer Vermehrung des Brustdrüsengewebes verbunden. Bei der unechten Gynäkomastie oder Pseudogynäkomastie ist nicht das Drüsengewebe, sondern der Fettanteil im Drüsenkörper vermehrt.
Daneben gibt es zwei Klassifikationen, die die Brustdrüsenschwellung bei Männern einteilen. Eine davon ist die nach Hall:
- Grad 1: nur durch Tasten feststellbare Vergrößerung des Drüsenkörpers
- Grad 2: sichtbar vergrößerte Brustdrüse
- Grad 3: Brust entspricht weiblicher Brust
Körperliche Beschwerden verursacht die Männerbrust selten. Ist sie allerdings sehr ausgeprägt, können Spannungsgefühle oder Schmerzen auftreten. Daneben ist die Gynäkomastie für die Betroffenen meist eine große psychische Belastung und schränkt deshalb die Lebensqualität erheblich ein. Selbstisolierung, Kontaktvermeidung, Depressionen und Ängste sind bei Teenagern und Männern mit ausgeprägter Männerbrust häufig.
Wie häufig ist die Gynäkomastie?
Die Angaben zur Häufigkeit variieren stark. Das liegt auch daran, dass die Definition oder Klassifikation nicht immer einheitlich gehandhabt werden. Es ist nicht immer eindeutig, ab welcher Vergrößerung der Brust tatsächlich eine Gynäkomastie vorliegt.
Von den erwachsenen Männern sollen 30 bis 40 % von einer Gynäkomastie betroffen sein, in der Mehrzahl allerdings nur mit geringer Ausprägung. Bei Neugeborenen und Jungen in der Pubertät ist der Anteil aufgrund der Hormonveränderungen viel höher (bis zu 90 bzw. 40-70 %). Alte Männer leiden vor allem an einer Pseudogynäkomastie durch Veränderung der Fettverteilung. Im Senium soll sie bei jedem zweiten Mann vorhanden sein.
Ursachen: Wie entsteht eine Gynäkomastie?
Die echte Gynäkomastie ist keine eigenständige Krankheit, sondern die Auswirkung einer Hormonstörung oder -imbalance. Zentral ist das Überwiegen von Östrogenen, entweder durch erhöhte Östrogenspiegel im Blut oder eine gesteigerte Wirkung des Hormons an Östrogenrezeptoren der Brustdrüse. Auch verminderte Blutspiegel des männlichen Hormons Androgen oder eine reduzierte Androgenwirkung können die Brustdrüse anschwellen lassen.
Physiologische Gynäkomastie
In verschiedenen Lebensabschnitten ist eine Gynäkomastie sogar ganz natürlich. So haben 60 bis 90 % der männlichen Neugeborenen eine vergrößerte Brustdrüse. Diese Neugeborenengynäkomastie entsteht durch die weiblichen Hormone der Mutter, die während der Schwangerschaft über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden. Die vorübergehende Brustschwellung bildet sich innerhalb weniger Wochen und Monate von selbst wieder zurück.
Etwa 60 % aller männlichen Teenager entwickeln im Verlauf der Pubertät eine Pubertätsgynäkomastie. Die Ursache ist noch nicht geklärt, vermutet wird ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Sexualhormonen und eine besondere Empfindlichkeit des Brustdrüsengewebes. Die Brustschwellung tritt um das 13. bis 14. Lebensjahr ein- oder beidseitig auf und verschwindet ebenfalls von allein wieder, allerdings kann das bis zu drei Jahre dauern. Oft sind die geschwollenen Brüste druckschmerzhaft. Auch wenn die Pubertätsgynäkomastie ganz normal ist, leiden die betroffenen Jungen meist sehr darunter.
Bei alten Männern kann sich ebenfalls eine Gynäkomastie entwickeln (senile Gynäkomastie). Meist handelt es sich um eine Pseudogynäkomastie, die auf der Umverteilung des Fettgewebes beim Älterwerden beruht.
Krankhafte Ursachen einer Gynäkomastie
Die zu einer Brustschwellung führenden hormonellen Imbalancen können allerdings auch durch Erkrankungen, Medikamente, Genussmittel oder Phytoöstrogene verursacht werden. Am häufigsten, und zwar bei ca. 60 % der Fälle, lässt sich jedoch keine Ursache finden. Dann spricht man von einer idiopathischen Gynäkomastie.
Medikamente, Drogen und Phytoöstrogene
Jede fünfte Gynäkomastie soll von Medikamenten herrühren. Herzmittel wie Digitalis und Phenytoin erhöhen die Östrogenspiegel, Entwässerungsmittel wie Spironolacton und Antibiotika wie Ketokonazol und Metronidazol verringern die Androgenspiegel. Zahlreiche Medikamente hemmen zudem die Testosteronwirkung, dazu gehören z. B. Prostatamedikamente wie Finasterid und Dutasterid, Protonenpumpenhemmer (gegen Magenulkus), das Entwässerungsmittel Spironolacton und etliche Krebstherapeutika. Einige Medikamente führen gleich auf mehreren Wegen zu einer Brustdrüsenschwellung beim Mann. Beispiele sind Amphetamine, Diazepam, trizyklische Antidepressiva und Ciclosporin.
Weitere Östrogenquellen sind die beim Bodybuilding häufig missbräuchlich angewendeten aromatisierten Anabolika (wie Testosteron) sowie Phytoöstrogene in Kosmetika, Soja-Produkten, Lavendel- und Teebaumöl. Auch Drogen und Genussmittel sind in der Lage, die Männerbrust anschwellen zu lassen. Bekannt ist dieser Effekt von Alkohol, Marihuana (hemmt Testosteronwirkung) und Heroin.
Erkrankungen als Auslöser
Zu den Allgemeinerkrankungen, die eine Gynäkomastie auslösen können, gehört in erster Linie die Leberzirrhose. Die geschädigte Leber ist nicht mehr in der Lage, Östrogen abzubauen, wodurch sich der Östrogenspiegel erhöht und das Brustwachstum gefördert wird. Eine gestörte Ausscheidung über die Niere kann ebenfalls zu Imbalancen der Geschlechtshormone führen. Nieren- und Lebererkrankungen sind für etwa 15 % der Gynäkomastien verantwortlich.
Sehr selten sind „echte“ Hormonerkrankungen an der Brustschwellung Schuld. Typisch ist dies z.B. für das Klinefelter-Syndrom und andere Formen des Hypogonadismus, bei denen zu wenig männliche Geschlechtshormone gebildet werden. Hormonproduzierende Tumoren wie z. B. der Hodentumor können ebenfalls die Ursache für eine Gynäkomastie sein. Außerdem treten östrogenbedingte Brustschwellungen manchmal im Rahmen von Lungenkrebs oder Nebennierenrindenkrebs auf.
Mechanische Ursachen
Eine Gynäkomastie kann auch durch mechanische Ursachen wie Druck, Reibung oder Anprall entstehen. Dann ist die Brustschwellung meist einseitig. Beobachtet wurde dieses Phänomen bei Wachsoldaten der Deutschen Bundeswehr. Das erhöhte Auftreten einer linksseitigen Gynäkomastie bei den Soldaten wurde auf die repetitiven Karabineranschläge an die linke Brust beim Ausführen des Protokolls im Wachdienst zurückgeführt.
Pseudogynäkomastie
Hauptursache der sehr häufigen Pseudogynäkomastie sind Übergewicht und Fettleibigkeit. Dabei werden die überschüssigen Kalorien als Fett auch im Brustbereich gespeichert. Die Pseudogynäkomastie wird also nicht direkt durch Hormonstörungen ausgelöst. Allerdings kann die Brustschwellung im Gefolge von Hormonstörungen, die zu Übergewicht führen, entstehen. Dazu gehören insbesondere der Morbus Cushing (Kortisonüberfluss) und die Hypothyreose.
Wie wird die Gynäkomastie diagnostiziert?
Eine Gynäkomastie zu erkennen bereitet in der Regel keine Probleme. Meist kommen die Betroffenen aufgrund ihrer Brustschwellung zum Arzt oder diese wird bei einer anderen Untersuchung „entdeckt“. Die eigentliche Herausforderung ist die Suche nach der Ursache. Denn auch wenn ernste krankhafte Gründe wie z.B. ein Hodentumor selten sind, müssen diese frühzeitig erkannt und einer Therapie zugeführt werden. Auch die wichtigste Differenzialdiagnose – das Mammakarzinom (Brustkrebs) beim Mann – muss ausgeschlossen werden.
Zunächst erhebt der Arzt eine ausführliche Anamnese. Dabei wird nach Erkrankungen und der Einnahme von Medikamenten gefragt. Wichtig ist auch, wie langsam oder schnell sich die Schwellung entwickelt hat. Rasches Auftreten spricht z.B. für einen Tumor, langsames, stetiges und beidseitiges Wachstum dagegen. Die körperliche Untersuchung erfolgt in Rückenlage mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. Dabei wird das Ausmaß der Gynäkomastie beurteilt. Durch Abtasten der Hoden lassen sich umschriebene Knoten und Verhärtung finden, die auf einen Hodentumor hindeuten können.
Zentral sind die Blutuntersuchungen, bei denen männliche und weibliche Geschlechtshormone sowie ihre Aktivatoren und Vorstufen bestimmt werden. Dazu gehören Testosteron, Estradiol, die Hypophysenhormone LH und FSH, SHBG, Alpha-Fetoprotein und Beta-HCG. Auch Leber- und Nierenwerte sollten geprüft werden (GOT, Kreatinin).
Die Sonographie der Brust hilft bei der Abgrenzung, ob es sich um eine echte Gynäkomastie oder um eine vermehrte Ansammlung von Fett handelt. Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, wird eine Mammographie veranlasst. Die Sonographie des Hodens ist obligat. Je nach Verdacht kommen auch eine Sonographie des Bauchraums (Verdacht auf Nebennierenrindenkarzinom) oder eine Magnetresonanztomographie des Gehirns (Hypophysentumor?) zum Einsatz. In seltenen Fällen entnimmt der Arzt auch eine Biopsie und lässt das Gewebe mikroskopisch untersuchen.
Gynäkomastie oder Brustkrebs – was sind die klinischen Unterschiede?
Die wichtigste Differenzialdiagnose bei einer Gynäkomastie erwachsener Männer ist der Brustkrebs. Klinisch gibt es dafür einige Anhaltspunkte: Brustkrebs ist meist einseitig, die Konsistenz der Schwellung eher fest und hart. Während bei der Gynäkomastie die Brust eher konzentrisch um die Brustwarze anschwillt, ist die Brustschwellung beim Krebs häufig dezentral. Zudem zeigen sich beim Brustkrebs oft weitere Symptome wie Blutung und Ausfluss, eine zurückgezogene Brustwarze oder eingezogene Hautbereiche. Gesichert wird die Diagnose Brustkrebs anhand von Röntgen und Biopsien.
Wie lässt sich die Gynäkomastie behandeln?
Liegen einer Gynäkomastie kausale Faktoren zugrunde, sollten diese behandelt werden. Dazu gehört z.B., östrogenhaltige Haarwasser nicht mehr zu benutzen oder verantwortliche Medikamente abzusetzen und zu ersetzen. Mechanische Ursachen müssen abgestellt werden. Erkrankungen wie ein Hypogonadismus müssen durch Hormongabe therapiert werden. Bei einer Gynäkomastie aufgrund von Hodentumor oder anderen Krebserkrankungen steht deren spezifische Therapie im Vordergrund.
Ob die physiologische oder die idiopathische Gynäkomastie sowie eine Pseudogynäkomastie behandelt werden müssen, hängt von deren Ausmaß ab. Bei Schmerzen oder hohem Leidensdruck aufgrund der kosmetischen Beeinträchtigung kann eine Therapie trotz Gutartigkeit der Erkrankung erforderlich werden.
Medikamentöse Behandlung
In der frühen Phase der Gynäkomastie ist eine Behandlung mit Anti-Östrogenen wie beispielsweise Tamoxifen möglich. In Studien wurden Anti-Östrogene auch mit schwachen Androgenen (z.B. Danazol) kombiniert, auch Aromatasehemmer kamen zum Einsatz. Wie effektiv diese Medikamente sind, kann bisher nicht beurteilt werden. Ebenfalls nicht gesichert ist, ob Cremes mit Dihydrotestosteron helfen können. Insgesamt ist die medikamentöse Therapie der Gynäkomastie umstritten.
Operative Behandlung der Gynäkomastie
Die Operation ist bei einer Gynäkomastie angezeigt, wenn die Brustschwellung zu anhaltenden Schmerzen, Spannungsgefühl und starken psychischen Belastungen führt. Auch wenn konservative Maßnahmen nicht fruchten, wird eine operative Behandlung in Erwägung gezogen. Ebenfalls operiert wird bei Verdacht auf einen Tumor.
Gynäkomastie – so wird operiert
Kurzübersicht zur Gynäkomastie-Operation
- Klinikaufenthalt: ambulant oder 1 Tag
- Operationsdauer: ca. 2 Stunden
- Narkoseart: Vollnarkose
- Nachbehandlung: Kompressionskleidung für ca. 6 Wochen
- Sportpause: ca. 3 bis 4 Wochen
- Gesellschaftsfähigkeit: nach ca. 1 Woche
- Endgültiges Ergebnis: nach ca. 3 Monaten
Je nach Technik und Patientenwunsch erfolgt der Eingriff in Vollnarkose oder Dämmerschlaf und dauert bis zu ca. zwei Stunden. Die Art der Operation hängt davon ab, wie ausgeprägt die Brustschwellung ist und ob es sich dabei ausschließlich um Fettgewebe (Pseudogynäkomastie) oder um vermehrtes Drüsengewebe handelt („echte“ Gynäkomastie).
Das individuell optimale operative Vorgehen wird in einer ausführlichen Beratung mit dem Patienten besprochen und gemeinsam festgelegt. Ziel ist ein typisch männliches Brustrelief mit natürlichem Erscheinungsbild.
- Fettabsaugung. Bei der Pseudogynäkomastie, also dem ausschließlichem Vorliegen von vermehrtem Fettgewebe, genügt in vielen Fällen eine Fettabsaugung (Liposuktion). Dafür bringt der Operateur über kleine seitliche Kanäle spezielle Absaugkanülen in die Brust ein. Das Fett wird ggf. unter Zuhilfenahme von Ultraschall, Wasser oder Laser zerkleinert und abgesaugt.
- Teilentfernung der Brustdrüse. Bei dieser Operation entfernt der Chirurg einen Teil des vergrößerten Drüsenkörpers und saugt gleichzeitig umliegendes überschüssiges Fett ab. Die Brustwarze bleibt erhalten, meist wird das Gewebe und die Haut um sie herum gestrafft. Diese Technik wird am häufigsten angewendet, sie führt zu besonders natürlichen Ergebnissen.
- Brustverkleinerung. Diese Operation verläuft ähnlich wie die Brustverkleinerung der Frau. Über Hautschnitte im Bereich der unteren Brusthälfte und am Rand des Brustwarzenhofes werden Drüsenkörper und Fett entfernt und die Brust neu geformt.
- Brustverkleinerung mit freier Verpflanzung der Brustwarze. Dieser sehr seltene Eingriff ist nur bei einer sehr ausgeprägten Gynäkomastie nötig. Nach Entfernung von Brustdrüse und Fettgewebe muss in seltenen Fällen die Brustwarze neu positioniert werden. Zusätzlich strafft der Chirurg die Haut.
Bei allen operativen Korrekturen der Gynäkomastie sind die dabei entstehenden Narben langfristig sehr unauffällig und kaum zu erkennen.
Nach der Operation – darauf muss man achten
Direkt nach dem Eingriff erhält der Patient einen speziellen Verband und eine straff sitzende Kompressionsbandage bzw. ein Kompressionsmieder. Der Druck sorgt dafür, dass die Hautschichten eng aneinander liegen und gut zusammenwachsen, ohne dass es zu Dellen oder Verwachsungen kommt. Außerdem fördert der Druck die Wundheilung und senkt die Gefahr von Infektionen. Entsprechende Kompressionskleidung sollte für sechs Wochen getragen werden.
Falls Schmerzen auftreten, lassen sich diese gut mit gängigen Schmerzmitteln behandeln. Für eine zufriedenstellende Heilung der Narben sollte die Brust ein halbes Jahr lang keinen UV-Strahlen ausgesetzt werden, Sonne und Solarium sind also für die operierte Männerbrust tabu. Außerdem ist eine spezielle Narbenpflege hilfreich. Wann und mit welchen Präparaten damit begonnen werden kann, entscheidet der behandelnde Arzt.
In den ersten Wochen nach dem Eingriff sollten starke körperliche Aktivitäten vermieden werden. Sport ist nach etwa drei bis vier Wochen wieder erlaubt. Moderate Bewegung ist auch schon vorher für den Heilungsverlauf günstig. Wie schnell wieder mit der Arbeit begonnen werden kann, hängt von der körperlichen Belastung im Beruf ab. Meist reicht eine Woche Krankschreibung aus.
Erfolgsaussichten
Ziel der Operation ist ein männliches Erscheinungsbild mit ansprechendem Brustrelief, was in den allermeisten Fällen auch gelingt. Das kosmetische Ergebnis kann allerdings erst nach einigen Monaten abschließend beurteilt werden. In seltenen Fällen kann sich ein Seitenunterschied der Brustweichteile entwickeln, d. h., eine Brust ist größer oder anders als die andere geformt. In den allermeisten Fällen lässt sich dies durch einen Zweiteingriff korrigieren.
Risiken und Komplikationen bei der operativen Behandlung einer Gynäkomastie
Wie bei allen operativen Eingriffen kann es trotz aller Sorgfalt auch bei der Operation einer Gynäkomastie zu allgemeinen und speziellen Komplikationen kommen. Das Risiko dafür ist umso geringer, je erfahrener der Chirurg und sein Operationsteam sind.
Insgesamt ist die Operation einer Gynäkomastie ein sehr sicheres Verfahren, bei dem es nur sehr selten zu Problemen kommt. Im Vorbereitungsgespräch wird der behandelnde Arzt trotzdem alle möglichen Komplikationen ansprechen. Dazu gehören u.a.:
- Nervenschäden mit vorübergehendem Taubheitsgefühl, vor allem wenn die Brustwarze versetzt werden muss
- Schädigung von Blutgefäßen mit vermehrten Blutungen und ausgeprägten Blutergüssen
- Schädigung von Lymphabflussbahnen mit vorübergehendem Lymphödem
- Verbleib von Fadenresten und Entwicklung nässender Fadenfisteln
- Wundinfektionen und die Entwicklung einer Sepsis
- Unverträglichkeiten auf Medikamente oder OP-Materialien (z.B. Latexhandschuhe) mit allergischen Reaktionen und akutem Kreislaufschock
- Thrombosen und Embolien
- Ungünstige Wundheilung mit verstärkter Narbenbildung
- Verbliebener Brustdrüsenrest
Einige dieser Komplikationen sind vorübergehend und bedürfen keiner speziellen Behandlung. Bei anderen kann ein erneuter Eingriff erforderlich werden, z.B. bei verbliebenem Brustdrüsenrest oder Fadenfisteln.
Häufig gestellte Fragen zur Gynäkomastie
Welcher Arzt ist für die Operation einer Gynäkomastie zuständig?
Zuständig und Experten für die Operation einer Gynäkomastie sind die Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Sie werden im Rahmen ihrer sechsjährigen Weiterbildung auf ästhetische Operationen wie z. B. die Brustverkleinerung spezialisiert. Wer eine operative Behandlung seiner Gynäkomastie wünscht, sollte unbedingt darauf achten, dass der gewählte Operateur diese Facharztbezeichnung aufweist.
Welcher Arzt diagnostiziert die Gynäkomastie?
Die Diagnose der Gynäkomastie kann durch verschiedene Ärzte erfolgen, z. B. durch den Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, aber auch durch den Hausarzt. Zum Ausschluss von Hormonimbalancen oder Grunderkrankungen wird meist ein Hormonspezialist, ein Internist oder ein Urologe hinzugezogen.
Was kostet die Gynäkomastie-Operation?
Kosten der Brustverkleinerung beim Mann belaufen sich inklusive des ein- bis zweitägigen Klinikaufenthalts je nach Operationsmethode auf etwa 2500 bis 6000 Euro.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Wird bei einer Pseudogynäkomastie nur Fett abgesaugt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht. Das liegt daran, dass es sich in diesen Fällen um einen kosmetischen Eingriff handelt. Anders kann es aussehen, wenn aufgrund hormoneller Erkrankungen auch Brustdrüsengewebe entfernt werden muss. Das Gleiche gilt, wenn der Gynäkomastie eine Grunderkrankung zugrunde liegt. In diesen Fällen übernehmen die Kassen meist die Kosten – was jedoch vorher mithilfe des behandelnden Arztes abzuklären ist.
Wie lange dauert die Gynäkomastie-Operation?
Eine reine Fettabsaugung benötigt circa 60 Minuten. Bei den anderen Verfahren muss mit einer OP-Zeit von etwa 2 Stunden gerechnet werden.
Bleiben nach der Gynäkomastie-Operation große Narben zurück?
Die Größe der Narben hängt von der gewählten Technik ab. Die Narben nach der Fettabsaugung sind später kaum zu erkennen. Wird außerdem Gewebe entfernt, erfolgt dies oft über einen Schnitt am Warzenvorhof, der später ebenfalls kaum zu erkennen ist. Bei einer zusätzlichen Straffung sind die Narben etwas größer. Insgesamt sind die Narben nach einer Gynäkomastie-OP meist relativ klein und unauffällig.
Was ist vor der Operation zu beachten?
Der behandelnde Facharzt wird mit dem Patienten ein ausführliches Aufklärungsgespräch führen. Darin sollten neben sämtlichen Vorerkrankungen auch alle eingenommenen Medikamente genannt werden. Blutverdünnende Arzneimittel wie ASS oder Gerinnungshemmer müssen vor dem Eingriff abgesetzt werden, wann genau, bestimmt der Arzt.
Warum kommt es bei einer Leberzirrhose oft zu einer Gynäkomastie?
Die Leberzirrhose ist eine der typischsten Erkrankungen, die zu einer Gynäkomastie führt. Das liegt daran, dass bei der Leberzirrhose das normale, funktionstüchtige Lebergewebe aufgrund von Schädigungen zerstört und durch Bindegewebe ersetzt wird. Dadurch kann die Leber ihre Entgiftungs- und Stoffwechselfunktion nicht mehr ausreichend ausüben. In der Folge wird das auch beim Mann vorhandene Östrogen nicht mehr abgebaut, und die Östrogenspiegel im Blut steigen an.
Warum lösen Anabolika eine Gynäkomastie aus?
Männer, die über längere Zeit Anabolika einnehmen, riskieren neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch eine abnorme Vergrößerung ihrer Brust. Ursache dafür sind die in den Anabolika enthaltenen anabolen aromatisierbaren Steroide (wie z. B. Testosteron selbst), die durch das Enzym Aromatase in Östrogene umgewandelt werden. Erhöhte Östrogenspiegel können dann beim Mann zu einem Wachstum der Brust führen.
Kann man die Gynäkomastie mit Tabletten behandeln?
In einigen Fällen lässt sich eine Gynäkomastie auch mit Tabletten behandeln. Eingesetzt werden dazu z. B. Testosteron oder Substanzen, die die Produktion von oder die Umwandlung zu Östrogen verhindern. Die medikamentöse Therapie ist allerdings umstritten. Zudem soll sie, wenn überhaupt, nur in den ersten frühen Monaten einer Gynäkomastie wirksam sein.
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