Botox: Anwendung, Wirkung und Risiken

Durch eine Botox-Behandlung lassen sich vor allem Mimik-Falten sanft glätten.

Durch eine Botox-Behandlung lassen sich vor allem Mimik-Falten sanft glätten. © hedgehog94, Fotolia

Botox oder Botulinumtoxin A ist ein hochwirksames Nervengift, das früher vor allem als Verursacher von Lebensmittelvergiftungen Furore machte. Heute ist das von Bakterien produzierte Eiweiß für viele Menschen ein Segen: Wohldosiert glättet eine Botox-Behandlung Falten auf sanfte Art, löst Muskelkrämpfe bei Spastikern und lindert Migräne und Depressionen.

Vom Wurstgift zum Faltenglätter: Die steile Karriere des Botulinumtoxin

Ein Schwabe beißt sich fest

Entdeckt wurde Botulinumtoxin schon vor über 200 Jahren: 1817 beschrieb der schwäbische Landarzt und Dichter Justinus Kerner in den Tübinger Blättern für Naturwissenschaft und Arzneikunde den Zusammenhang zwischen einer rätselhaften tödlichen Lähmung und einer vorangegangenen Wurstvergiftung. Und das Thema ließ den Schwaben nicht los: Er recherchierte weit über 200 Fälle und machte unzählige Experimente an Tieren. Dabei verabreichte er das aus verdorbenen Wurstwaren extrahierte Gift an Katzen, Vögel und Kaninchen und beobachtete und beschrieb akribisch deren Vergiftungszeichen. Sowohl bei den verstorbenen Menschen als auch bei den Tieren stellte er fest, dass zwar die Muskeln, nicht aber das Gehirn selbst bei der Vergiftung Schaden nahmen — die Betroffenen also bis zum Tode bei vollem Bewusstsein waren. Sogar vor einem wagemutigen Selbstversuch schreckte Kerner nicht zurück: Er trank von seiner wässrigen Wurstgift-Lösung und löste damit bei sich selbst milde Beschwerden der Wurstvergiftung aus.

Schließlich erkannte Kerner durch seine Forschungen, dass besagtes Wurstgift die Nervenleitung blockiert. Als hellsichtiger Arzt schlug er in einem weiteren Fachartikel sogleich die Nutzung des von ihm als “Fettgift” bezeichneten Toxins gegen nervöse Störungen vor. Aufgegriffen wurden diese Überlegungen von der Fachwelt damals nicht, ebensowenig wie der Name “Fettgift”. Doch immerhin nahm man die von Kerner beschriebene Wurstvergiftung latinisiert in die medizinische Fachsprache auf: Seit 1868 heißt die durch das “Fett- oder Wurstgift” verursachte Lebensmittelvergiftung “Botulismus” — nach “botulus”, lateinisch “Wurst”.

Verräterischer Schinken

Das Wurstgift war entdeckt — sein Produzent konnte sich allerdings noch viele Jahre verborgen halten. Erst 1895 kam ihm der belgische Mikrobiologe Emile Pierre Marie van Ermengem auf die Spur. Anlass war eine Trauerfeier, bei der ein 34-köpfiger Musikverein aufspielte. Die Musiker ließen es sich nach den Feierlichkeiten in der Dorfgaststätte gut gehen. 13 von ihnen entwickelten die Symptome der inzwischen als Botulismus gut bekannten Erkrankung, drei davon verstarben. Als Corpus delicti entlarvte man einen verdorbenen Schinken, von dem alle 13 gegessen hatten. Darin und in den obduzierten Überresten der Toten fand der Mikrobiologe ein verdächtiges, stäbchenförmiges Bakterium und nannte es — dem Thema Wurst folgend — Bacillus botulinus. Schon kurze Zeit später gelang es im Labor von Robert Koch, aus dem von Ermengem isolierten Erreger ein Antitoxin zu entwickeln.

Angefärbte, stäbchenförmige Clostridium botulinum-Bakterien

Der Produzent von Botulinumtoxin, das stäbchenförmig, in dieser Abbildung angefärbte Bakterium Clostridium botulinum. © royaltystockphoto/stock.adobe.com

Illustre Verwandtschaft

Einige Zeit nach seiner Entdeckung wurde aus Bacillus botulinus “Clostridium botulinum”, denn es stellte sich heraus, dass das Bakterium der großen Familie der Clostridien zuzuordnen ist. Clostridien leben überall in der Erde, es gibt sowohl krankmachende als auch harmlose Vertreter ihrer Art. Clostridium botulinum produziert mit Abstand das gefährlichste Gift. Andere Verwandte sind aber auch nicht ohne, wie beispielsweise das Tetanus auslösende Clostridium tetani oder Clostridium difficile, das schwer zu behandelnde Darmentzündungen hervorruft.

Botulinumtoxin-Forschung auf Hochtouren

Im frühen 20. Jahrhundert war das Interesse an dem tödlichen Wirkstoff groß, vor allem die USA investierte viel Geld in die Erforschung des Giftes. Auf diese Weise gelang es, schon in den 20er-Jahren große Mengen davon herzustellen. Auch die Produktion des Gegengiftes lief auf Hochtouren. 1946 erkannte ein US-Amerikaner dann die chemische Struktur des Nervengifts, und 1949 fanden britische Forscher heraus, wie es in der Nervenzelle wirkt. Inzwischen wurden sieben verschiedene Varianten des Nervengifts (A, B, C1, D, E, F und G) isoliert, zwei davon, nämlich A und B, werden therapeutisch eingesetzt.

Botulinumtoxin: Vom Gift zum Arzneimittel

Seit Justinus Kerner überlegten Ärzte, ob sich die muskellähmende Wirkung nicht auch medizinisch nutzen ließe. Schließlich wurde das Nervengift 1980 zum ersten Mal als Arzneistoff eingesetzt — und zwar in der Augenheilkunde zur Behandlung des Schielens. Bald machten sich die Augenärzte die muskellähmende Wirkung auch bei anderen Erkrankungen zunutze. 1989 wurde es in den USA unter dem Namen Oculinum (von oculus, Auge) zur Behandlung von Lidkrämpfen und Augenzittern zugelassen. Ein Herstellerwechsel führte auch zum Wechsel des Namens: Aus Oculinum wurde Botox. Schnell kamen weitere Einsatzgebiete dazu. So linderte man mit Botulinuminjektionen die verschiedensten Formen von Spastiken, zum Beispiel die der Beine bei der kindlichen Zerebralparese, die spastischen Verkrampfungen beim Schiefhals (zervikale Dystonie) oder bei Schreibkrämpfen. 1992 erfolgte die Zulassung für diverse neurologische Erkrankungen auch in Deutschland, und zwar für Botox und seinen ersten Wettbewerber Dysport.

Viele Namen, ein Wirkstoff

Botulinumtoxin, abgekürzt BTX, tritt unter vielen Namen auf, so zum Beispiel als Botulinumtoxin A oder B. Ansonsten firmiert das Nervengift auch unter Botulinum, Botulinum-Neurotoxin (BoNT), Botulin oder Botulismustoxin. Am bekanntesten ist freilich der Handelsname Botox®. Doch es gibt noch weitere Vertreter auf dem deutschen Markt: Dazu gehören beispielsweise Azzalure®, Bocouture®, Dysport®, Neurobloc®, Vistabel® und Xeomin®.

Nebenwirkung: glatte Haut

Beim immer häufiger werdenden Einsatz von Botulinumtoxin fiel Ärzten und Patienten eine interessante “Nebenwirkung” der Behandlung auf: Vorübergehend waren auch die Hautfalten um die Injektionsstelle herum abgeschwächt. So verschwand bei der Therapie des Lidkrampfes nicht nur der Lidkrampf durch die Botulinum-Spritze, sondern auch die daneben sitzenden Krähenfüße. Mit diesen Beobachtungen begann der Siegeszug von Botox & Co. in der Welt der ästhetischen Medizin. Erst zehn Jahre lang off-label und seit 2002 mit Zulassung glätteten Hautärzte, Augenärzte, Plastische und Ästhetische Chirurgen in aller Welt die Falten ihrer Klienten auf die sanfte Art — mit Spritze statt mit dem Skalpell.

Doch allein damit hat Botox seine Schuldigkeit nicht getan: Seine dosiert muskellähmende Wirkung kommt inzwischen bei vielen anderen Erkrankungen zum Einsatz. Die Palette reicht von Depression bis Fersensporn — und dabei wird es voraussichtlich nicht bleiben.

Botulinumtoxin: Kriegerisches Potenzial schnell erkannt

Schon früh erkannten Wissenschaftler und Staatsmänner das tödliche Potenzial von Botulinumtoxin. Als starkes Gift war es der ideale Kandidat für eine biologische Waffe, weshalb es sowohl die Japaner als auch die Amerikaner in ihrem Waffenarsenal hatten. Auch das Gegengift war im Gepäck: So sollen die US-Soldaten bei der Landung in der Normandie etwa eine Million Dosen eines Antiserums mit sich geführt haben. Ob gespritzt, geschluckt oder eingeatmet — die Menge, die einem Salzkorn entspricht, soll eine halbe Million Menschen töten können. Heute gehört das Nervengift zu den sechs gefährlichsten Biowaffen der Welt. Es wird befürchtet, dass Botulinumtoxin von Militärs und Terroristen in zahlreichen Labors weltweit hergestellt und gelagert wird.

Was ist Botox (Botulinumtoxin) und wie wirkt es?

Abbildung Nervenzelle mit und ohne blockierendes Botulinumtoxin

Nervenzelle mit den Acetylcholin-gefüllten Vesikeln (oben). Gelangt Botulinumtoxin in den Nerv, verhindert es die Ausschüttung aus den Vesikeln und es gelangt kein Acetylcholin mehr an die Muskelfaser. © Reitemann

Das vom Bakterium Clostridium botulinum hergestellte Eiweiß Botulinumtoxin gehört zu den Neurotoxinen oder Nervengiften. Es hemmt die Signalübertragung von Nervenzellen auf Muskelzellen und führt dadurch zu einer Lähmung. Eine solche Lähmung hat je nach Muskel höchst unterschiedliche Folgen: Wird eine kleine Dosis davon in einen Gesichtsmuskel gespritzt, entspannt sich dieser und kann nicht mehr zusammengezogen werden, die Haut darüber glättet sich. Gelangt das Nervengift zur Atemmuskulatur, wird diese gelähmt — der Mensch verstirbt an Atemlähmung.

Acetylcholin als Signalgeber

Seit 1950 ist bekannt, wie diese Lähmung zustande kommt. Die Nervenzelle kommuniziert über die motorische Endplatte mit der Muskelzelle. Dort gibt sie aus ihrer Endigung den Neurotransmitter Acetylcholin ab, der durch den winzigen Spalt zwischen Nervenende und Muskelzelle diffundiert und an seinen Rezeptoren andockt. Das ist das Signal für die Muskelhaut, spezielle Ionenkanäle zu öffnen — wodurch schließlich die Kontraktion (also das Zusammenziehen der Muskelfaser) ausgelöst wird.

Diese Signalübertragung wird durch Botulinumtoxin unterbunden. Sobald es in die Nervenzellen gelangt, hemmt es die Freisetzung von Acetylcholin aus den damit angefüllten Vorratsbehältern, den Vesikeln. So kann die Nervenzelle kein Acetylcholin und damit kein Signal mehr abgeben. Der Schalter für die Muskelkontraktion bleibt “ausgeknipst”, es kommt zu einer Lähmung. Diese Lähmung ist jedoch nur vorübergehend. Sobald der Wirkstoff vom Körper wieder abgebaut ist und sich die Nervenendigung regeneriert hat, wird wieder Acetylcholin ausgeschüttet und der Muskel erneut erregt. Aus diesem Grund sind zur Erzielung eines dauerhaften Effektes wiederholte Anwendungen notwendig.

Ist eine Botox-Behandlung sicher?

Drei Botox-Fläschchen und Injektionsnadeln

Ein Nanogramm — d.h. ein Milliardstel Gramm pro Kilogramm Körpergewicht ist bei Säugetieren tödlich. Bei einem 70 kg schweren Menschen sind dies bei intravenöser Verabreichung etwa 90 bis 150 ng, beim Einatmen etwa 700 ng und bei oraler Aufnahme etwa 70 Mikrogramm. Die bei einer Botox-Behandlung verabreichten Mengen liegen dagegen im Picogrammbereich: Ein Fläschchen handelsüblichen Botulinumtoxins enthält nur 0,005% der Menge, die bei oraler Einnahme für einen Erwachsenen tödlich wäre. © Pixel-Shot/stock.adobe.com

Keine Angst vor der Vergiftung

Auch wenn Botulinumtoxin ein hochpotentes Gift darstellt — vor einer Botulinumvergiftung durch die Behandlung mit Botox braucht niemand Angst zu haben. Denn wie schon Paracelsus sagte macht “allein die Dosis das Gift”. Die Botox-Dosierungen, die in der Medizin therapeutisch eingesetzt werden, sind so extrem niedrig, dass Vergiftungserscheinungen wie beim Botulismus nicht zu befürchten sind. Zudem dürfen Botox-Injektionen nur von Ärzten vorgenommen werden.

Risiken und Nebenwirkungen einer Botox-Behandlung

Trotzdem gibt es — wie bei allen medizinischen Eingriffen — auch bei einer Botox-Behandlung Risiken wie Nebenwirkungen oder etwaige Komplikationen, auf die der seriöse Arzt immer aufmerksam macht. Um diese seltenen, unerwünschten Wirkungen möglichst auszuschließen, sollten die Injektionen nur von einem erfahrenen Facharzt vorgenommen werden.

Durch die Injektion kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Selten sind folgende Komplikationen möglich:

  • Asymmetrien im Gesicht
  • Zu starke Einschränkung der Mimik
  • Herabhängen der Augenbraue oder des Augenlides (Hängelid)
  • Neue Falten an anderer Stelle
  • Mundtrockenheit, Schluckstörungen (bei zu hoher Dosis).

Falten weg – ganz ohne Tierversuche!

Weiße Maus schaut durch ein Loch im Schweizer Käse.

Für die Herstellung der meisten medizinisch eingesetzten Botulinumtoxine müssen keine Mäuse mehr leiden. © leli/stock.adobe.com

Botulinumtoxin wird nicht synthetisch hergestellt, sondern unter Laborbedingungen aus lebenden Bakterien gewonnen. Dabei kann die Wirkstärke durchaus einmal variieren. Um zu verhindern, dass zu viel Botulinumtoxin in die Ampullen gelangt, muss jede Produktionseinheit (Charge) getestet werden. Früher testete man die Stärke des Wirkstoffs, in dem man pro Charge etwa 100 Mäuse bis zum Erstickungstod damit vergiftete und dadurch die LD 50 (Dosis, bei der 50% der Tiere versterben) ermittelte. Nach weltweiten Protesten von Tierschützern entwickelte erst der Marktführer Allergan, später auch die Unternehmen Merz und Ipsen neue, tierversuchsfreie Tests. Diese Tests beruhen auf Zellkulturen und sind europaweit anerkannt. Wer sich heute mit Azzalure®, Botox®, Vistabel®, Xeomin®, Dysport® oder Bocouture® behandeln lässt, darf dies guten Gewissens tun.

Auch auf Dauer sicher

Langfristige Folgen nach einer Botox-Behandlung sind nach heutigem Kenntnisstand auszuschließen. In den über 30 Jahren, in denen der Wirkstoff gegen Spastiken, Muskelverkrampfungen und in der ästhetischen Medizin eingesetzt wurde, hat es bisher keine Hinweise auf etwaige Schäden gegeben. Mikroskopische Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass nach Abbau des Wirkstoffs keine Veränderungen an Nerv oder Muskelfaser zurückbleiben.

Wer soll auf Botox verzichten?

  • Schwangere und Stillende
  • Patienten mit Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom, Amyotrophischer Lateralsklerose oder motorischen Neuropathien
  • Patienten mit Schluckstörungen und Aspiration in der Vorgeschichte
  • Patienten mit Allergie gegen Botulinumtoxin oder andere Bestandteile der Injektionslösung
  • Patienten mit Blutungsneigung oder Blutungsstörungen (aufgrund der Injektionen).

Was sind die Anwendungsgebiete von Botulinumtoxin (Botox)?

Kurhaus Wiesbaden

Botoxbehandlung in Wiesbaden

Dr. med. Günther Riedel, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit Zusatzbezeichnung Handchirurgie ist ein Experte für die Botox-Behandlung, sowohl zur Faltenbekämpfung als auch für den Einsatz gegen Depressionen und Migräne. Daneben bietet Dr. Riedel in seiner Wiesbadener Privatpraxis ein breites Spektrum der ästhetischen Gesichts- und Brustchirurgie, der Handchirurgie und der ästhetischen Medizin.

Botox gegen Falten

Mann erhält Botox-Injektion gegen Krähenfüße

Eine Botox-Behandlung gegen Krähenfüße oder andere Falten nehmen auch immer mehr Männer in Anspruch.
© focusandblur/stock.adobe.com

Falten sind ein natürlicher Alterungsprozess, der zwischen 40 und 50 Jahren zunimmt. Je nach Veranlagung und Lebensstil sind sie bei einigen Menschen mehr, bei anderen weniger ausgeprägt. Stirn- und Zornesfalten entwickeln sich beispielsweise besonders stark bei Menschen mit lebhafter Gesichtsmimik. Sind Falten einmal da, lassen sie uns oft älter oder unwirscher aussehen, als wir uns fühlen. Mit Cremes lässt sich gegen Falten leider eher wenig ausrichten. Deutlich erfolgreicher ist Botox beim Glätten der Haut: Botox-Injektionen lindern vorhandene Mimikfalten und können sogar ihre Entstehung hinauszögern.

Spezialartikel zum Thema Botox gegen Falten

Botox gegen übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrosis)

Botox-Behandlung bei Hyperhidrose

Zur Behandlung der Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen) wird Botox in die Haut der betroffenen Körperregion gespritzt. Pro Achselhöhle sind meist etwa 20 Injektionen notwendig. © Leonid, Fotolia

Vom übermäßigen Schwitzen sind etwa 1 bis 2 % der Bevölkerung betroffen. Die Belastung durch ständig nasse Hände und Füße oder riesige Schweißflecken unter den Achseln ist für die Betroffenen enorm. Es gibt einigen Optionen, den übermäßigen Schweißfluß zu dämmen — eine davon ist die Behandlung mit Botulinumtoxin-Injektionen. Das Nervengift blockiert die Acetylcholinausschüttung und hemmt dadurch die Schweißdrüsen. Zugelassen ist Botox zur Behandlung der axillären Hyperhidrose, es wirkt allerdings auch bei Schwitzhänden, Schweißfüßen und im Kopfbereich.

Botox gegen Depressionen

Frau sitzt depressiv im Bett.

Eine Botox-Behandlung kann die Symptome einer Depression deutlich abschwächen. © StockPhotoPro, Fotolia

Viele Menschen mit Depressionen sprechen nicht mehr auf herkömmliche Behandlungsmethoden mittels Psychopharmaka oder Psychotherapie an. Botox bietet für diese Fälle einen neuen Therapieansatz: Mehrere Studien konnten zeigen, dass Injektionen in den Bereich zwischen den Augenbrauen (Glabellaregion) gute Ergebnisse bei der Behandlung einiger Arten von Depressionen erzielten. Auch wenn die Botox-Behandlung für Depressionen offiziell noch nicht zugelassen ist, darf sie vom erfahrenen Arzt off-label eingesetzt werden.

Spezialartikel zum Thema Botox gegen Depressionen.

Botox gegen Migräne

Frau mit Migräne

Am häufigsten leiden Frauen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr unter Migräne. Die Behandlung mit Botox ist eine neue Therapieoption. © Syda Productions, Fotolia © Syda Productions, Fotolia

Migräne ist eine Volkskrankheit, etwa 10 % der Bevölkerung leiden an den Kopfschmerzattacken, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer (Obermann/Katsarava 2008). Die Behandlung erweist sich häufig als schwierig. Auch hier ist Botulinumtoxin A eine Therapieoption: Studien, in denen Botox nach einem festen Injektionsschema in die perikranielle Muskulatur (z. B. Nacken- und Stirnmuskulatur) gespritzt wurde, zeigen eine Wirksamkeit des Mittels im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Dabei wirkt die Behandlung vorbeugend, d.h., sie kann die Zahl der Migräne-Tage reduzieren — zur Kupierung einer akuten Attacke ist Botox ungeeignet. 2011 wurde Botulinumtoxin A zur Behandlung chronischer Migräne zugelassen.

Botox gegen Fersensporn

Stechende Schmerzen beim Belasten der Ferse sind typisch für den Fersensporn. Neben Kortisoninjektionen und Stoßwellen gilt auch das einmalige Injizieren von Botulinumtoxin als erfolgversprechende Behandlungsoption. © Siniehina/stock.adobe.com

Die Injektion von Botulinumtoxin ist auch eine vielversprechende neue Behandlungsmethode für den Fersensporn (Plantarsehnenentzündung). Nach dem Einspritzen weniger Milliliter Botulinumtoxin entspannt sich die verdickte Sehne und wird mit der Zeit wieder dünner. In den bisherigen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Patienten mit schmerzhaftem Fersensporn durch einmalige Injektion von Botulinumtoxin in den Plantarsehnenansatz an der Ferse schnell und nachhaltig von Ihren Schmerzen befreit werden.

Botox gegen Zähneknirschen (Bruxismus) und CMD

Frau greift sich bei Bruxismus an die schmerzende Wange

Frauen sind deutlich häufiger vom Bruxismus betroffen. Mit Botoxinjektionen lassen sich die Beschwerden für bis zu 6 Monate lindern.
© Aldeca Productions/stock.adobe.com

Viele Menschen leiden unter einem Bruxismus, d.h. dem unbewussten Anspannen ihrer Kaumuskulatur — mit oder ohne Zähneknirschen, tagsüber oder nachts beim Schlafen. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt, vermutet werden emotionaler Stress, Schlafstörungen, Angststörungen oder genetische Einflüsse. Durch anhaltendes Kieferpressen kann es auch zu Fehlregulationen der Kiefergelenke (Craniomandibuläre Dysfunktion, CMD) kommen, deren Folgen vom Knacken und Reiben beim Öffnen des Mundes über Kauschmerzen, Kopfschmerzen und Tinnitus bis hin zu Migräne reichen können. Eine von vielen Behandlungsmöglichkeiten beim Bruxismus ist die Injektion von Botox in den Kaumuskel. Sie reduziert zwar nicht die Anzahl der Bruxismusanfälle, aber die jeweiligen Schmerzen und die Stärke der Kaumuskelaktivität.

Spezialartikel zum Thema Bruxismus

Häufig gestellt Fragen zum Thema Botox

Wie lange dauert es bis eine Faltenbehandlung mit Botox wirkt?

2 bis 3 Tage nach Injektion beginnt Botox zu wirken, das Maximum ist nach etwa 1 bis 2 Wochen erreicht.

Wie schnell bin ich nach einer Botox-Behandlung wieder gesellschaftsfähig?

In der Regel sieht man nach einer Botox-Behandlung nicht mehr als kleine Einstichstellen, selten auch kleine Blutergüsse. Diese winzigen Veränderungen lassen sich meist gut überschminken und verschwinden innerhalb einiger Stunden oder weniger Tage.

Was sollte man unmittelbar nach einer Botox Behandlung nicht tun?

Damit der Wirkstoff an Ort und Stelle bleibt und nicht in ungeplante Hautareale wandert, sollte man in den ersten vier Stunden nach der Behandlung auf Schlaf verzichten und in der ersten Nacht danach möglichst nicht auf dem Bauch oder der Seite liegen. Aus gleichem Grund sind einige Tage lang nach der Behandlung körperliche Anstrengungen mit gesenktem Kopf und Sport zu vermeiden. Auch Gesichtsmassagen und eine professionelle Gesichtsreinigung verschiebt man besser, damit der Wirkstoff an der gewünschten Region verbleibt. Zehn Tage lang sollte das Gesicht keiner direkten UV-Bestrahlung durch Sonnenlicht oder Solarium ausgesetzt werden. Saunabesuche sind während dieser Zeit ebenfalls zu vermeiden.

Wie lange hält der Effekt einer Botox-Behandlung an?

Die Dauer der Wirkung ist individuell verschieden und hängt außerdem davon ab, wofür das Botox eingesetzt wird. Bei der Faltenbehandlung hält die Blockade der Signalübertragung und damit der glättende Effekt etwa 4 Monate an. Botox-Injektionen gegen übermäßiges Schwitzen wirken oft bis zu 6 Monate. Beim Fersensporn dauert die Wirkung noch länger: So waren viele Betroffene noch ein Jahr nach der Injektion von Botox beschwerdefrei.

Sind Botox-Spritzen schmerzhaft?

Für die Injektion von Botox verwendet der Arzt sehr dünne Nadeln. Trotzdem kann man den Pieks spüren, manchmal folgt auch ein kurzes Brennen nach der Injektion. Wenn man sehr schmerzempfindlich ist, kann der Arzt vor der Spritze auch eine Betäubungssalbe auftragen, bei Spritzen in die Achselhöhle wird diese vorher manchmal auch vereist. Werden bei einer Hyperhidrose Handinnenflächen oder Fußsohlen gespritzt, gibt es auch die Möglichkeit, diese empfindlichen Regionen mit Hilfe einer Regionalanästhesie zu betäuben.

Was kostet eine Botox-Behandlung?

Die Preise für eine Faltenbehandlung mit Botox richten sich danach, wie viel Wirkstoff benötigt wird. Wird nur punktuell die Zornesfalte über der Nasenwurzel behandelt, ist mit etwa 300 Euro zu rechnen. Werden mehrere Regionen gespritzt, ist der Aufwand größer und es wird mehr Botox verbraucht. Dadurch erhöht sich auch das Honorar für die Behandlung, meist beträgt es zwischen 300 und 600 Euro.

Die Behandlung der Hyperhidrose im Achselbereich dauert etwa eine Stunde und erfordert eine größere Menge Wirkstoff. Hier belaufen sich die Behandlungskosten auf etwa 500 bis 800 Euro.

Welche Regionen im Gesicht eignen sich besonders für die Faltenbehandlung mit Botox?

Vor allem Sorgen- oder Zornesfalten zwischen den Augenbrauen, horizontal verlaufende Falten an der Stirn und Krähenfüßchen (feine Falten seitlich neben den Augen) lassen sich sehr effektiv und gleichzeitig natürlich mit Botox lindern. Falten in der Mundregion können nur eingeschränkt mit Botox verbessert werden, da die Muskeln im Mundbereich bei alltäglichen Bewegungen wie Sprechen und Essen essentiell sind. Ein erfahrener Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie kann jedoch auch hier durch gezielten und wohldosierten Einsatz von Botox schöne Resultate erzielen.

Auf der Botox-gegen-Falten-Spezialseite erklären wir gegen welche Art von Falten welche Behandlung hilft.

Wer sollte sich nicht mit Botox behandeln lassen?

Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen wie beispielsweise der Myasthenia gravis oder dem Lambert-Eaton-Syndrom dürfen nicht mit Botox behandelt werden. Das Gleiche gilt für Schwangere, Stillende und Personen, die eine Überempfindlichkeit gegenüber Botox oder andere Bestandteile der Injektionslösung haben. Bei einer Blutgerinnungsstörung sind Injektionen ungünstig, weshalb auf eine Botoxbehandlung verzichtet werden sollte. In Fällen, in denen regelmäßig ASS oder andere Acetylsalicyl-haltige Präparate eingenommen werden, sind diese – nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt! – zwei Wochen vor Behandlung abzusetzen. Bei Infektionen im Injektionsgebiet ist es besser, die Behandlung bis zur Abheilung zu verschieben. Im Zweifel entscheidet der behandelnde Arzt, ob eine Behandlung mit Botulinumtoxin möglich ist.

Literatur

Vom Wurstgift zum Faltenglätter: Die steile Karriere des Botulinumtoxin

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Was ist Botox (Botulinumtoxin) und wie wirkt es?

Ist eine Botoxbehandlung sicher?

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Was sind die Anwendungsgebiete von Botulinumtoxin (Botox)?

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